Der Altar

Verehrte Kirchenbriefleser,

es geht weiter mit den Innereinen der Klosterkirche. Pfarrer Feder schreibt 1723 in seinen Aufzeichnungen: "Es kamen bei einer großen Renovierung eine neue Orgel, eine neue Uhr, ein Barockaltar und eine Barockkanzel in die Kirche." Der Wunsch zu diesen Einrichtungen wird wohl schon damals im Kopf des Pfarrers gewesen sein. Die Anschaffungen konnten natürlich nicht in kurzer Zeit geschultert werden. Sie verteilten sich, 1730 Orgel, 1733 Gottesacker Erweiterung, 1734 und 1735 Turm um ein Stockwerk erhöht, 1738 eine neue Uhr mit Vierteln und Nachschlag, 1750 Altar, 1776 kamen Kanzel und Taufstein hinzu. Bei jeder Anschaffung dieser Einrichtungen hatten der jeweilige Pfarrer und die Kirchenväter ihre liebe Mühe, die Kirchenoberen von der Notwendigkeit zu überzeugen.

Auftrag am 8. September 1750.

Fa. Gutmann, Bildhauer in Wiesenthaid soll in hiesiger Klosterkirche einen sauberen Altar von 11 Schuh in der Breite und 25 Schuh in der Höhe, nach dem gezeichneten Riss und zwar die Architektur von Föhren, die Bildhauerarbeit aber von dürren Lindenholz, alles ohne Fassung dergestalten verfertigen.

Für alle diese Arbeit bekommt Bildhauer Gutmann 115 Gulden. Bezahlt wird in 3 Raten:

30 Gulden in einem Vierteljahr, 45 Gulden bei der Aufrichtung, 40 Gulden in einem Vierteljahr danach. Herr Gutmann hat sich verbindlich gemacht, den Altar binnen eines Jahres, jedoch ohne seine Kosten anhero zu liefern und aufzurichten.
Joh. Heinrich Puchta (damaliger Pfarrer)
M. Philipp Engelbert-Adam Schade
Martin Gutmann

Andreas Wagner hat den Altar 1751 in Wiesenthaid abgeholt, aber erst 1753 seinen Fuhrlohn von 2 Gulden erhalten. (Die Geldsäckel waren nicht beim Überlaufen). Durch den Altar ist es finsterer geworden in der Kirche, ein Fenster ausbrechen und weißen hinter dem Altar wird erwogen.

Für die 3 mitverfertigen Statuen zum Altar, konnten sich die Kirchenväter nicht erwärmen. Die Proportionen zwischen Beinen, Armen und Rumpf habe nicht entsprochen. Versuche der Fa. Gutmann hier was zu verbessern, gingen daneben. Schließlich bekam ein Bildhauer aus Kitzingen 1753 den Auftrag die Statuen für 25 Gulden zur Zufriedenheit aller herzustellen.

Malermeister Joh. Christian Rumig aus Erlangen, durch seine Arbeit bekam Altar und Orgel erst das nötige Aussehen, das priesterliche Habit, wie es hieß. Sein Auftrag lautet: Den Altar und die Orgel mit gutem Gold und fachgerechter Malerarbeit auszumalen. Sein Lohn 150 Gulden für den Altar und 40 Gulden für die Orgel. Auch diese Löhnung wurde in 3 Raten ausbezahlt. Die letzte nach gänzlich, tüchtig rechtschaffen, sowohl an Altar, wie an Orgel hergestellter Arbeit, wie es im Kirchenbuch vermerkt ist.

Ein Schreiben der Obrigkeit aus Bayreuth vom Dezember 1754 verrät, dass man in Bayreuth schon erstaunt über die großzügige Vergoldung in Münchsteinach war. Eine Kirchenkollekte wird empfohlen.

Sicher nach dem Motto, wie 1784, wo es auch um Kostenbeisteuer zu Malerarbeiten ging. Eine durchgängige Kollektur zu machen, bei jetziger Saison, da der Bauersmann seinen Segen von Gott in die Scheune gesammelt und davon etwas ergiebiges spenden kann. (So die Empfehlung der Obrigkeit damals).

Die großen Einrichtungen beglich zwar Vater Staat, für Nebensächliches und sonstige Feinheiten, die sich die Kirchengemeinde leistete, musste sie selber aufkommen.

160 Jahre danach um 1910, der Altar ist in die Jahre gekommen, eine größere Renovierung wird angestrebt.

1909/10, eine gründliche Renovierung des in die Jahre gekommenen Altars und der Kanzel, auch das gesamte Optische, außen und innen wird angegangen.

Altar und Kanzel haben in den vergangenen 160 Jahren an Schönheit verloren. Damaliger Pfarrer Kobert und seine Kirchenväter hatten sich für eine gänzliche, dem Zeitgeist angepasste Erneuerung ausgesprochen. Doch ohne Mithilfe des Staates (er war damals Hausherr der Kirche) sind solche Projekte nicht zu schultern. Ein Gutachten mit Kostenvoranschlag wurde in Auftrag gegeben. Dies lautet wie folgt: -In Originalfassung -

Der Altar um 1750 erbaut, ist in der Gesamtanlage malerisch wirksam, die Detailformen zum Teil derb, das Ornament verhältnismäßig schöner, die Figuren primitiv. Seitlich ist der Altar mit der Chorwand verbunden, mit Türöffnungen zum Durchgang. An den seitlichen Pfeilern fehlt oben der Zusammenhang mit dem mittleren Aufbau. An Stelle des Altarbildes ist ein verhältnismäßig kleiner plastischer Cruzificus angebracht, der Hintergrund mit einem Fenstervorhang versehen.

Zu den Seiten des Rahmens neben den Säulen sind große Statuen, welche, weder nach Darstellung des auferstandenen Heilands, der hl. Evangelist Johannes, noch in Form entsprechen. Über den Bilderrahmen ist das Brandenburgische Wappen angebracht. Der Rahmen sollte wieder mit einem Ölgemälte versehen, alle 3 Figuren entfernt werden. Wenn jedoch die Mittel hierzu nicht beizubringen sind, dann dürfte ein altes gotisches Crucificus am Pfarrboden befindlich, in das Mittelstück gebracht werden. Eventuell alte Statuen, die schmerzhafte Maria und Johannes danebengestellt werden. Letztere könnte ergebenst Unterfertiger beibringen.

Der linke seitliche Pfeiler ist eines Betstuhles wegen abgeschnitten, der Selbe dürfte wieder ergänzt werden. Die Flächen sind glatt grau, Gesimsglieder blau-grau gestrichen, die Säulen marmorisiert, das Ornament Gold, Silber mit blau und rot dazwischen. Vor allem müssten alle losen Teile neu befestigt, die fehlenden ergänzt werden.

Es wird zu entscheiden sein, ob der Zusammenhang der seitlichen Teile mit dem Hauptteil wieder hergestellt werden soll. Zwei große Pasen-Aufsätze sind im Turm gelagert, dieselben dürften eventuell im Aufsatze wieder verwendet werden. Die Türeingänge sollten mit einem dunkelgrünen Vorhang geschlossen werden. Im bisherigen Farbton dürfte alles marmorisiert werden, die Ornamente mit Gold und Silber und Farbe, ähnlich wie bisher behandelt werden. Der alte Untergrund ist unbrauchbar und muss erneuert werden.

Die Kosten belaufen sich bei Mattgoldanwendung auf 800-900 Mark. Wenn jedoch alles in Glanzgold behandelt werden soll, auf 1200 Mark. Nichteingerechnet sind Zugabe der neuen Figuren.

Nürnberg, den 21. Juli 1909
Josef Stärk
Kirchliche Kunstwerkstätte

Im gleichen Kostenvoranschlag wurde auch die Kanzel begutachtet. Sie kam besser weg als der Altar, aber auch bei ihr zeigen sich viele Defekte, es würden ca. 600 Mark an Renovierungskosten anfallen, so das Schreiben der Kunstwerkstätte aus Nürnberg.

Die Renovierung hatte sich aber bis 1912/13 hingezogen. Viele Schreiben, Bittbriefe und Antworten mussten vom Pfr. Kobert verfasst werden. Wie an das kgl. Landbauamt Windsheim, an das kgl. Bezirksamt Neustadt/A., an das kgl. Bayer. Staatsministerium München, an die Regierung Mittelfranken in Ansbach. Alle wollten mitreden, die Gelder des Staates verteidigen und die Kirchenväter und Gläubige in Münchsteinach anregen, möglichst selbst viele Opfer zu bringen.


Die Kanzel

Endlich hatte das kgl. Landbauamt im Schreiben vom 05.11.1910 von den 1800,- Mk. Kostenvoranschlag, einen 1600,- Mk. Zuschuss zugesagt. Bedingung: Wenn der Rest von der Kirchengemeinde aufgebracht wird. Dem kam die Kirchengemeinde in ihrer Versammlung am 19.02.1911 nach und beschloss, 250,- Mk durch Umlage herbeizuschaffen.

Bei dieser Gelegenheit ließen sich die Versammlungsteilnehmer gleich noch einen Hunderter abnehmen, weil neben dem Inneren, die Umgebung von Altar und Kanzel, die Kirchenbänke und Stühle auch einen neuen Anstrich vertrugen. Die Wände hatten vor der Erneuerung von Altar und Kanzel schon eine neue Auffrischung genossen.

Ein Schreiben vom 20. Juni 1911 fragt an, ob die Renovierung von Altar und Kanzel begonnen wurde. Ein Besuch in Münchsteinach am 22. August vom Landbauamt Windsheim wird angekündigt.

Die Arbeiten an Altar und Kanzel hatten zu dieser Zeit sicher schon große Fortschritte hinter sich.

Drei Monate später am 30. September 1911 präsentierte die Kunstwerkstätte Stärk aus Nürnberg schon die Vollendung und ihre Gesamtrechnung von 1890,- Mk.

Aber erst im Oktober bemühte sich das kgl. Bezirksamt ihre im November 1910 zugesagten 1600,- Mk. zu den Renovierungskosten anzuweisen. Für außerordentliche Bedürfnisse des protestantischen Kultus 1911, als freiwilliger Zuschuss "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht" wie es hieß. Eine nachherige Vorlage von Quittungen wird erwartet.

Feinheiten wie das Altarkreuz oder der Kanzelhintergrund, Farbe, dieses und jenes mussten noch nachgebessert werden. Wenn es auch nur um Kleinigkeiten ging, alles erforderte nach wie vor Schreiben von Pfarrer Kobert und weitere Angebote der Kunstwerkstätte aus Nürnberg. Alles beanspruchte seine Zeit.

Die letzte Rechnung für ein Altarkreuz über 50,- Mk. aus der Nürnberger Kunstwerkstätte wurde im Mai 1913 gestellt und bezahlt.

Im Zusammenhang mit der vorangegangenen Generalsanierung der Gesamtkirche 1909, innen, außen und dann in den Jahren 1910-1913, Altar und Kanzel, dürfte der Kirchgang wieder freudiger gewesen sein. Pfarrer Kobert in seiner Predigt am Sonntag, den 31.03.1912: "Unsere Kirche ist jetzt so schön, dass sie einen Schmuck mit Kränzen und Tannen, auch bei Konfirmationen, nicht mehr bedürfe. Einige schöne Topfpflanzen auf dem Altar gestellt, würde genügen.

Ein Kronleuchter, durch einen Sponsor seit 1877 in der Kirche und im Oktober 1911 neu vergoldet und neu installiert, dürfte auch seinen Teil dazu beigetragen haben. (Anmerkung der Redaktion: Übrigens hängt dieser Kronleuchter heute wieder neu restauriert in der Taufkapelle.)

Zu bemerken wäre noch, dass sich das bisher Beschriebene des Inneren innerhalb der halben Kirche von heute zugetragen hat. Das westliche Langschiff hatte ja die Landwirtschaft in Beschlag. Als Hopfen und Getreidelager wurde sie genutzt. So wie sich die Kirche heute zeigt, diese Augenweide hatte sie erst in den Jahren 1965 bis 1970, durch eine weitere große Renovierung angenommen. 50 jährige und ältere Gemeindeglieder werden sich noch schemenhaft erinnern.

Doch zurück in die Jahre 1909/13.

Damals verlangte die Kirche auch außerhalb großen Erneuerungsbedarf.

Darüber im nächsten Gemeindebrief

Ihr Konrad Zeilinger