Liebe Gemeinde,

an dieser Stelle möchte ich die Vergangenheit unserer Kirche näher darstellen. Diese ist zwar weitgehend bekannt, aber es kann nichts schaden wenn sie in heutiger Zeit wieder in Erinnerung gebracht wird.

Im Gemeinde- und Kirchenarchiv schlummert etliches, dort habe ich recherchiert und das laienhafte Ergebnis erscheint in diesem und in den nächsten Gemeindebriefen.

Konrad Zeilinger

(Fotomontagen Klaus Winkler)

Die Erlebnisse des Münchsteinacher Kirchturms:

das Münster und seine Türme bis 1525

von 1528 bis 1821.
1733 wurde der Turm um ein Stockwerk erhöht

heute

Besser müsste es heißen "Der Türme", hat er doch einige Male sein Aussehen verändert. In mehreren Schriften und Chroniken wird angedeutet, dass das Kloster um 1500 zwei Türme besaß, die die bewaldete Landschaft um Münchsteinach beherrscht haben. Im Bauernkrieg 1525 mussten sie schwere Schäden erleiden, sie lagen fast bis zu den Grundmauern am Boden.

40 Jahre vorher wird von großen Ausbesserungsarbeiten an Kirche, Türmen und Klostermauern geschrieben, auch ein Hinweis, dass es Türme gewesen sein mussten.

Der nördliche Turm wurde nach der Beschreibung von Lehrer Haag, mehr zu Grunde gerichtet als der südliche Turm. Beim Wiederaufbau des weniger beschädigten südlichen Turmes in den Jahren 1526 bis 1528 mussten die Reste des nördlichen Turmes mithelfen, damit wenigstens ein Turm wieder die Klosteranlage zierte.

Fortan hatte der südliche Turm die ganzen Kloster-Gemäuer alleine zu repräsentieren und ohne seinen Bruder über Feld und Flur zu wachen.

Im Laufe der Jahre um 1733 war er den Bürgern in Münchsteinach zu niedrig, anscheinend die allgegenwärtige Sicht zum Kirchturm nicht mehr gegeben, sicher auch wegen der im Jahre 1723 angebrachten Turmuhr, um diese besser im Auge zu haben.

Der Turm wurde um ein Stockwerk erhöht, drei Glocken mussten damals vom vierten in den fünften Stock umziehen. Anstatt der langen Spitze wurde eine doppelte Haube und eine Laterne darauf gesetzt, mit Schiefer gedeckt, der Knopf vergoldet. Der Bau kostete 400 Gulden. Maurermeister Löscher von Gerhardshofen war mit den Arbeiten beauftragt.

Arbeiten an Kirche und Turm hatten aber auch in den nächsten Jahren immer wieder zu Ausgaben geführt. Schon 1751 hat Baumeister Löscher von Gerhardshofen 82 Gulden und 39 ¼ Kreuzer ausbezahlt bekommen, muss schon wieder eine größere Maßnahme gewesen sein. 1754 wurden 9 Gulden und 4 ¾ Kreuzer an Wirt Stein bezahlt, die schon vor 3 Jahren bei Kirchturmarbeiten an Zehrung entstanden sind. Auch damals schon haben die kleinen Rechnungssteller warten müssen.

1772, 39 Jahre nach dem Neubau, der Laternendeckel auf dem Kirchturm ist undicht, er wird mit schwarzem und weißem Blech neu eingedeckt. 1780 schon wieder Zimmererarbeiten auf dem Turm. Ein Jahr später auch Schmiedearbeiten für 3 Gulden 17 Kreuzer.

1791, 48 Kreuzer dem Schieferdecker Joh. Josef Zilling aus Kitzingen für Arbeit auf dem hiesigen Kirchturm. Man stelle sich vor, für 48 Kreuzer auf den Turm zu steigen und dort noch Außenarbeiten am Dach ausführen, heute wäre nur ein Blick hinauf schon teurer. Vergleiche: schon ein Schlösschen zum Versperren des Kirchturms hatte 1775 6 Kreuzer gekostet. Der Tageslohn eines Maurers betrug 30 Kreuzer.

1817 wurden spendenfreudige Bürger aufgerufen. Der Turmknopf, die Hahnen und Helmstangen sollen vergoldet werden. Sie ließen sich zureden, 83 Seelen haben sich eingetragen. 57 von Münchsteinach, 14 von Abtsgreuth und 12 von Mittelsteinach, 67 Gulden 98 Kreuzer das Ergebnis. Die zwei Sammelpersonen haben dabei gleich wieder 18 Kreuzer im Abtsgreuther und 24 Kreuzer im Münchsteinacher Wirtshaus verzehrt. 142 Gulden hatte Turm und Schieferdecker Joh. Tobias Heinlein für seine Arbeit in 3 Raten erhalten.

Man stelle sich vor "Turmknopf, Hahnen und Helmstangen vergoldet"! Wie viele Blicke werden es wohl gewesen sein, täglich zum Turm, zu dieser Zeit.

Nur vier Jahre konnten sich die Münchsteincher daran freuen. Ein heftiges Gewitter zog über den Steinachgrund auf, noch Furcht ergreifender als jene, die in den Tagen vorher gewütet haben. So beschreibt ein Herr Winkler, Lehrer aus Gutenstetten, das Schicksal des Kirchturms am 4. Mai 1821. Ein Blitz unter den vielen die zur Erde sausten, nahm eine Verkürzung zum Boden über den Kirchturm, zündete, fing Feuer, das Schicksal des Turmes, seine Standhaftigkeit mit samt seinem vergoldeten Knopfschmuck, Hahnen und Helmstangen waren in sekundenschnelle besiegelt.

Herr Winkler in seinem Bericht beschreibt dies so:

Denn zuerst brannten nur die Helmstangen, aber als diese mit den neuvergoldeten Knopfe und der mächtigen Wetterfahne fiel, da wurde auch das Dach vom Feuer ergriffen und stürzte brennend nach und nach zusammen.

So brannte dieses schöne Denkmal der Vorzeit vor unseren Augen ohne Rettung ab. Die Löschmaschinen erreichten das Feuer nur mangelhaft. Man vermochte kaum die Kirche mit den umstehenden Gebäuden zu schützen. Ein Teil der Schiefer flog zersprungen in die Luft, der andere Teil zerschmolz in der Hitze wie Wachs. Eine Säule stürzte um die andere, ein Balken fiel nach dem anderen brennend nieder. Fortsetzung folgt.


1. Fortsetzung

ab 1822 bis heute

"Die Hitze wurde entsetzlich, die Turmuhr glühte, die Glocken kamen in Schwung, sodass sie von selbst bald unregelmäßige, bald stockende Schläge, ein jammervolles Sturmgeheul lieferten. Die Gewalt des Feuers erreichte auch sie, die schönen großen Glocken. Die Verankerung am hölzernen Glockenstuhl gab nach, sie stürzten herab in das Innere des Turms.

Nun wurde das Gewerk auch innerhalb der Mauern vom Band ergriffen, ausgesuchtes Holz aus der Steinach, Schwambach, Stahlleiten und dem Wildenberge, wie es diese Waldungen in guter alter Zeit lieferten und leider jetzt nicht mehr aufzuweisen haben. Das Feuer nahm auf Solches keine Rücksicht.

Nicht genug, selbst das riesenhafte Gemäuer musste der Übermacht dieses furchtbaren Elementes erliegen, unter mächtigem Krachen erhielt es große Risse. Ein düsteres Bild, sicher erst am nächsten Morgen richtig zu erkennen. Der schönste Turm im Steinachgrund, die Zierde unserer Gegend," wie Herr Winkler u.a. den Turmbrand beschreibt.

Lange Trauer unter den Gemeindebürgern über den Verlust ihres Kirchturms hatte sich nicht gehalten, sie krempelten die Ärmel hoch, der Turm wurde im Jahre 1822 auf Kosten des Aerars (was immer damit gemeint ist) wieder aufgebaut und am 22. Dezember schon die neuen Glocken zum ersten Mal geläutet (so schreibt Lehnes in seiner Chronik).

Bild einfügen Bild Aussehen heute (Bildunterschrift: ab 1822 bis heute)

In den Gemeinderechnungen sind erst ein Jahr später Ausgaben über Zehrungen bei Gastwirt Weiß vermerkt. 14 Gulden 13 Kreuzer, welche die Turmdecker beim Anstrich des Turmknopfes verzehrt haben. Eine zweite Rechnung 25 Gulden 49 Kreuzer demselben, was bei Turmbau und beim Jubelfeste an Zehrung verbraucht wurde.

Gemeindearchiv

Im Rechnungsbuch von 1828/29 sind schon wieder 4 Kreuzer für Brot bei Turmbrand gebucht. Sicher nichts Größeres gewesen, weitere Deutungen sind nicht angegeben.

1859, 35 Jahre nach Neubau, geht es schon wieder um Hand- und Spanndienste zum Kirchturmbau. Die Bürger von Münchsteinach, Abtsgreuth, Mittelsteinach und Neuebersbach waren willig und leisteten 65 Unterschriften, davon 26 von Neuebersbach.

Die Kirchenseelen erklärten sich bereit, Hand- und Spanndienste zu tätigen, wenn der Staat (der Fiscus), wie bisher, die Baulast übernimmt. So der Tenor in der Gemeindezusammenkunft vom 28. März 1859.

Dem vorstehenden Aufruf nach müsste es um umfangreiche Arbeiten gegangen sein, aber welche, dies war weder im Gemeinde- noch im Kirchenarchiv herauszulesen. Die Schreiberlinge von damals haben nicht daran gedacht, dass die heutige Generation dies gerne präziser gewusst hätte. Es sind zwar 1857/58 im Gemeindearchiv unter dem 3. August und 22. September je 30 Kreuzer für Hand- und Spanndienste bei Kirchturmbau eingetragen, das Wenige kann es aber nicht gewesen sein.

Eine abermalige Renovation in der Kirche und am Turm gab es 1912, darüber mehr bei Glockengeschichte, die auch in den nächsten Gemeindebriefen folgen wird.