Die Geschichte der Glocken in Münchsteinach

Mit "Monica" geht sie an die Glockengeschichte, 1453 angeschafft, Gießmeister Albertus Eulensund zu Forchheim hat sie gegossen. - 1340 kg schwer, Durchmesser 124,5 cm, Höhe 160 cm - nach Angabe des H. Dürr Glockensachverständiger aus Rothenburg.

Gestiftet von Abt Wilhelm v. Abendberg, gewirkt in Münchsteinach von 1453 bis 1490. er ließ in seinen Drangjahren, Türme und Mauern um das Kloster bauen und verbessern. Man kann annehmen, dass die Glocke Monica bei diesen Baumaßnahmen auf den Turm gekommen ist und ab da die Früh-, Mittag-, Abendzeit, die Klosterbewohner und Dorfgläubigen zur Betstunde gerufen und sicher auch jeden Sturm und Feueralarm verkündet hat. Diesen Dienst wird sie bis zum Bauernkrieg 1525 treu getan haben (man erinnert sich noch an das Historienspiel).

Nach der Zerstörung des Klosters, Abt und Mönche waren in alle Winde verstreut, das Kloster verweist, die Glocke Monica schwieg. Anscheinend lange Zeit, bis in die Jahre um 1553/1557. Die Neustädter Stadtkirche wurde nach einem großen Brand 1553, 1557 wieder eingeweiht, Markgraf Georg Friedrich (Verwalter verlassener Klostergüter) erinnerte sich an eine nutzlose Glocke in Münchsteinach "die Monica" und verschenkte sie an die Neustädter.

Diese Glocke Monica gibt es bis heute auf dem Turm der Neustädter Stadtkirche.

Nach Zeitungsberichten des Neustädter Anzeigenblattes vom April 1924 haben sich die Stadtväter über das marode Glockengeläute ihrer Kirche Gedanken gemacht. Wären nicht ein paar Stimmen dabei gewesen, die dem Historischen einen Raum ließen, wäre die Monica wahrscheinlich der Erneuerungssucht, wie es ein Stadtvater formulierte, zum Opfer gefallen.

Aber dank damaliger Geistesblitze, kündet die Monica heute noch jede volle Stunde vom Turm und ist da oben noch die Tonangebende im Neustädter Geläut.

Zitat eines Bürgers von Neustadt damals 1924:

"Wir besitzen also tatsächlich nur noch eine Glocke, "die Große" (damit meinte er die Monica) welche Altertumswert hat. Besonderen Kunstwert hat sie nicht und ein Zeugnis von Opferwilligkeit der Vorfahren ist sie auch nicht. Ein Markgraf hat sie ihnen geschenkt, aber nicht aus eigener Tasche sondern aus dem was er den Mönchen in Münchsteinach genommen hatte."

Auch andere Meinungen gab es damals lt. Zeitungsbericht, auch heute noch, ein Stadtführer seine persönliche Meinung mir gegenüber, die Münchsteinacher hätten die Glocke nicht auslösen können beim Markgrafen, deshalb wäre sie in Neustadt.

Ich habe sie besucht, die Monica, die Historische, auf dem Turm der ev. Luth. Stadtkirche in Neustadt/Aisch. Sie war ganz gerührt darüber, Besuch aus Münchsteinach zu bekommen, sie weiß noch wo einst ihre Wiege stand, ihr Name "Monica" haftet noch an ihr. Ich stand voller Ehrfurcht vor ihr, im Gedanken versunken, 555 Jahr gibt es sie schon, 474 Jahr älter als der Danebenstehende. Sie ist in Begleitung einer gleichgroßen Kollegin auf gleicher Ebene, zwei kleinere hängen darüber.

Falls sie als Münchsteinacher Bürger gelegentlich in Neustadt die Würzburger Straße entlang hasten und die Turmuhr schlägt gerade die volle Stunde, "diese Töne kommen von Monica".

Lange Jahre hat anscheinend keine Glocke mehr in Münchsteinach zum Kirchgang geladen. Erst im Jahre 1590 oder 1600 (nach Feder) oder auch erst 1606, die Historiker haben damals die Zeit großzügiger wahrgenommen, kam wieder eine große Glocke auf den Turm.

Eine Große musste es sein, die Kirchenväter von damals erinnerten sich an Monica, die wirklich eine Große, heute noch ist, in Neustadt. Nach Feder kam noch eine Mittlere hinzu, die der Sage nach auf dem wilden Berge vergraben war und von den Wildschweinen ausgegraben wurde. Der Chronist schreibt: Es ist eine uralte Glocke, ein Joch ist davon abgebrochen. Eine Dritte kam sicher noch im Laufe der Jahre hinzu. 1733 bei der Erhöhung des Turms waren es drei, die vom vierten in den fünften Stock umziehen mussten.

Im Münchsteinacher Chronikbuch sind sie wie folgt beschrieben:

Eine große Glocke, angeschafft im Jahre 1600, eine mittlere mit dem Namen des Abtes Johannes und ein kleine mit dem Engelsgruß. Alle drei gingen beim Turmbrand im Mai 1821 samt Turm zu Grunde.

Die Bürger trauerten nicht lange, der Turm war am 22. Oktober 1822 auf Kosten des Aeras (des Staates) schon wieder erbaut und die drei neuangeschafften Glocken haben am 22. Oktober zum ersten Mal ihr Geläut erklingen lassen.

Die Größte trägt die Inschrift: Mich goss anno 1823 Hertel u. Rupprecht in Nürnberg

Ihre Töne kommen heute noch vom Turm der Klosterkirche.

Die zwei kleineren wurden im ersten Weltkrieg von der Heeresverwaltung 1917 enteignet, aber erst 1918 kurz vor Ende der Krieghandlungen abgerufen. Andreas Willner, Michael Gackstetter und Konrad Dietlein aus Abtsgreuth haben sie in Stücke herunter geschlagen. Kantor Roedl hatte Sorge, seine Bienen könnten erschreckt werden, deshalb wurden sie zertrümmert und in Stücken abgeworfen.

Eine Münchsteinacher Bürgerin, wohnhaft auf der Schlotterhöhe, hat folgendes in ihre Hausbibel niedergeschrieben:

Unsere Glocken sind am 3. Oktober 1918 herunter gekommen. Andreas Willner, Michael Gackstetter und Konrad Dietlein haben sie in Stücke heruntergeschlagen. Am 16. Mai 1919 sind die Glocken wieder auf unseren Turm gekommen und am 18. Mai wurden sie von Pfarrer Pauli eingeweiht. Textwort: Jeremia Kpl. 22 Vers 29 0 Land, Land, Land höre des Herrn Wort. Lied wurde gesungen Nr. 21 und 170.

Auf der 11 Uhr-Glocke steht die Inschrift: "Geopfert für die Reichswehr, erstand ich neu zu Gottes Ehr." Auf der 1 Uhr-Glocke steht: " Von Kriegsnot weiß ich, Betglocke heiß ich."

Wären sie abgeseilt worden, sie hätten sicher keinen Schaden genommen. Die Trümmer sind für die Kriegsmaschinerie nicht mehr gebraucht worden und sicher wären auch die heilen Glocken wieder zurückgekommen.

In der Glockengießerei Heller in Rotherburg wurden die Trümmer wieder zu zwei Neuen gegossen. Die Rechnung vom 30. August 1919 besagt: 1.375 Mark und 20 Pfennige für Umguss der beiden Glocken. Ein Georg Habel von Münchsteinach bekam 120 Mark Fuhrlohn für das Fahren der Trümmer hin nach Rothenburg und der Glocken zurück nach Münchsteinach. 200 Mark mussten noch für das Anbringen der zwei Glocken auf den Turm nebst Zimmer- und Schmiedearbeit aufgebracht werden. Die Bürger waren spendenfreudig, ein namhafter Betrag blieb sogar noch übrig, der nach den Willen der Spender in der Jugendbücherei Verwendung fand.


Nur 23 Jahr hatten die drei Glocken ihr Geläute gemeinsam vom Klosterkirchturm hören lassen, der Krieg 1939/45 verlangte schon wieder nach Glockenmaterial für seine Kanonen. Johannes Wild, Pfarrer in Gutenstetten um 1939/45, schrieb damals in sein Tagebuch unter den 2. März 1942: "Heute wurden unsere Glocken abgefahren, auch die von Münchsteinach und Obersteinbach."

Diese Glocken kamen nicht mehr zurück. Fortan musste die zurückgebliebene Große von 1823 alleine die Zeit verkünden und die Gläubigen am Sonntag zur Kirche einladen.

3 ½ Jahre nach Kriegsende, am 2. Dezember 1949, befasste sich der Gemeinderat wieder mit der Vervollständigung des Kirchengeläuts. Lt. Protokollbuch vom obigen Datum, beschloss der Gemeinderat, dass der im Haushaltsplan 1949/50 vorgesehenen Betrag von 2000,- Mark zur Anschaffung einer dritten Glocke, die im Weltkrieg 1939/45 abgegeben werden musste und nicht mehr aufgefunden wurde, zur Verfügung gestellt wird.

Das Kirchenväterprotokoll vom 27. November 1949 besagt: Für die Anschaffung der fehlenden 11 Uhr Glocke ist eine Sammlung durchgeführt worden, ist zwar noch nicht abgeschlossen, die Anschaffung der Glocke kann aber in die Wege geleitet werden, die politische Gemeinde hat einen Zuschuss von 2000,- Mark zugesagt.

Etwas unklar sprechen sich beide Protokollschreiber aus, der der politischen Gemeinde spricht von einer dritten Glocke, der vom Kirchenrat von einer 11 Uhr Glocke. Sollte zunächst nur eine erworben werden??

Erst 1950, am 10. Juli, befassen sich die Kirchenväter ernsthaft mit der Glockenanschaffung. Inzwischen wurde ein Gutachten eingeholt, dort wurde empfohlen: "Zur Ergänzung des Geläutes sind 3 kleinere Glocken im Gesamtgewicht von 830 kg notwendig."

Der Kirchenvorstand beschließt anschließend, unverzüglich die Bestellung der Glocken, die Metallpreise sind im Steigen. Die Beschaffung soll auf einmal erfolgen, Preis 5000,- Mark.

Doch wie das so ist bei gemeinsamen Anschaffungen, es dauert bis alle Meinungen unter einem Hut sind. Am 21. Mai 1951 bei neuer Überlegung war der Glockenpreis bei 8000,- Mark, jetzt musste man kalkulieren.

1000,- Mark Ersparnisse beim Pfarramt, 2000,- Mark hat die polit. Gemeinde zugesagt, 5000,- Mark sollen durch Spenden und möglichst zinslosen Darlehen von Gemeindegliedern aufgebracht werden.

Das Kirchenprotokoll vom 19. Juni 1951 sagt.

Gelder für die Anschaffung sind erreicht, der Beschaffung der 3 Glocken steht nichts mehr im Wege. Die Genehmigung beim Landeskirchenamt erwirkt, die Bestellung kann aufgegeben werden.

Von drei vorliegenden Kostenvoranschlägen hat sich der Kirchvorstand für die Firma Gebr. Rinker in Sinn entschieden, da sie erstens die billigste, zweitens die reellste und drittens vom amtl. Glockensachverständigen empfohlen wurde.

Nach dem Protokoll vom 23. Oktober 1951 ist noch eine Restschuld von 1140,- Mark für die Glockenlieferung zu begleichen. Es sollen noch einmal Gemeindeglieder um Spenden angegangen werden.

Die drei neuen Glocken wurden damals von Joh. Thomas Pfänder (Rufname Schorsch) am Bahnhof in Gutenstetten abgeholt.

Demnach kann man annehmen, dass die drei neuen Glocken sich inzwischen mit der Alten noch vorhandenen angefreundet und ein harmonisches Geläut vom Turm gesendet haben. Ob eine besondere Einweihung stattfand, daran kann sich kein Zeitzeuge erinnern. Dass erste Geläut wurde sicher mit Spannung erwartet, waren doch zum ersten Mal in der Kirchengeschichte vier Glocken gemeinsam vom Turm zu hören. Leider verschweigt auch das Kirchenprotokoll, ob und wann dies geschah. Ein Pfarrerwechsel in den Jahren 1951/52 könnte die Ursache sein.

Seitdem hängen die vier Glocken in luftiger Höhe, verkünden die Zeit und laden zum Kirchgang ein. Falls nicht wieder lüsterne Kriegsherren kommen und kein Gewitterblitz den Kirchturm trifft, könnten diese vier gemeinsam so alt werden, wie Monica in Neustadt heute schon ist.

Es stellen sich vor: "Die Vier auf dem Kirchturm"

Die große Glocke (Herrenglocke): Inschrift: Mich goss anno 1823 Hertel & Rupprecht in Nürnberg

Die Glocke West (Taufglocke): Inschrift: Ein Herz, ein Glaube, eine Taufe, gegossen 1951

Die kleine Glocke Ost (Totenglocke): Inschrift: Der Tod wird nicht mehr sein, gegossen 1951

Die obere Glocke (Gebetsglocke): Inschrift: Wachet und Betet.

Konrad Zeilinger