Das königl. Landbauamt Windsheim zeigt am 16. Februar 1909 an, dass es zur Instandsetzung der Kirche in Münchsteinach folgende Arbeiten an betreffende Handwerker vergeben hat.
Es sind:
Maurerarbeiten an Maurermeister Gackstetter in Münchsteinach,
Spenglerarbeiten an Spenglermeister Wagner in Neustadt,
Glaserarbeiten an Glasermeister Kirchner in Neustadt,
Tüncherarbeiten an Tünchermeister Stolz in Neustadt
Die Kirchengemeinde konnte natürlich nicht tatenlos zusehen. Auch sie bekam gleichzeitig ein 7-seitiges Papier, wo ihre Hand- u. Spanndienste verzeichnet, mit Kostenanschlägen, die bei 1.400,- Mk. in 52 Positionen aufgeführt waren.
Einige Beispiele wie damals die Arbeit bezahlt wurde:
Pos. 8 320 m2 äußere Umfassung der Südseite instand setzen mit allem, à 10 Pfennig
Pos. 9 4 Paar Fensterläden sind zu erneuern ges. 4,- Mk.
Pos. 10 28,5 mtr. Stichbalkenöffnungen am Dachfuße vermauern à 0,20 Mk.
Pos. 14 Erneuerung der westl. Eingangstüre, sowie Türschwelle für 4,52 Mk.
Pos. 15 7 Paar Fensterläden sind zu reparieren und zu streichen à 0,90 Mk.
Pos. 17 64 m2 Riegelfachfelder der Nordseite, ausbessern und tünchen à 0,10 Mk.
Pos. 29 neue Tür zum Turm mit allem 1,- Mk.
Pos. 33 eine neue Treppe vom Kirchenboden zum Chorgewölbe 2,- Mk.
Pos 34 25,55 m2 Kirchenfenster sind zu erneuern a 1,- Mk.
Pos. 35 390 m3 Erde und Material, jeglicher Formation um die Kirche und im Klosterhofe nach Angabe, abheben, an anderer Stelle hinterfüllen und den Rest abfahren, a m3 1,50 Mk. (Anmerkung: Um die Kirche muss damals ein Erdwall gelegen haben. Nirgens ein Hinweis, wo die Erde abgetragen und wo verfüllt worden ist. Zeitzeugen von damals kann man auch nicht mehr fragen.)
Man stelle sich vor, 390 m3 Erde ausgraben, umschaufeln und anderorts wieder verfüllen, das alles für 1,50 Mk. pro m3. Welch eine Plackerei. Oder 1.320 m2 Wandfläche tünchen, à m2 für 2 Pfennige. Die gemeindlichen Hand- und Spanndienste könnte man einerseits als zur Hand gehen bei den Handwerkern verstehen nach den angesetzten Beträgen.
Wenn es aber heißt: Reparatur der Schiffdachungen, Umdecken des Chordaches, richten des Dachstuhls vom Chor, Erneuerung von Dachstuhlhölzern für die Sakristei, Gesimsbretter Erneuerung, Herstellung von Standkehlen aus verbleiten Eisenblech, 10 Dacherker rep. für 2,- Mk, 7 Dachläden rep. für 0,70 Mk. Anbringen neuer Dachrinnen für 17,60 Mk. anbringen neuer Abfallrohre für 9,- Mk. Reparatur der alten Dachrinnen für 0,40 Mk. Instandsetzung des Turmdaches für 25,- Mk. Heute würde ein Dachdecker für diese Summe hinaufschauen, ob es einer Reparatur bedarf.
Alle 52 Arbeitsposten, aufgeführt, würde einige Seite füllen. Die bereits Aufgezählten, sollen nur anzeigen, wie Arbeit vor 100 Jahren entlohnt wurde. Liest man die gesamte Liste durch, so bekommt man den Eindruck, die ganze Kirche ist innen und außen, rundum erneuert. Wird auch so gewesen sein, in damaliger Zeit, sonst wäre Pfr. Kobert in seiner Predigt am 31.03.1912, euphorisch zurückhaltender gewesen. (Wie sie im letzten Gemeindebrief schon beschrieben wurde.) Obwohl das Langschiff innen noch landwirtschaftlich genutzt und nicht einbezogen war.
Die nächste Großrenovierung liegt heut auch schon wieder gute 40 Jahre zurück. Dieses mal ein noch größeres Unterfangen für die Gemeinde und auch das Landbauamt hat kräftig sein Staatssäckel aufgeschnürt.
Davon im nächsten Gemeindebrief.
Konrad Zeilinger