1100 Jahre Münchsteinach

Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanius, den 8. Januar 2012

St.-Nikolaus-Münster Münchsteinach

(Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke)




l. Historische Vergegenwärtigung


Liebe Festgemeinde hier in Münchsteinach!

Das gerade begonnene Jahr 2012 soll in Münchsteinach ein Jahr des Erinnerns werden,

ein Jahr des Erinnerns an die Geschichte, die diesen Ort und das Land ringsherum geprägt haben, und von der hier im Nikolaus-Münster noch einiges sichtbar und lebendig ist. Das Erinnern an die eigene Vergangenheit ist es, was uns die Gegenwart verstehen und dann auch die Zukunft meistern läßt. Das Erinnern an die Geschichte läßt uns aber auch die Aufgaben für die Zukunft erkennen.

Vor 1100 Jahren, im Jahr 912 wird Münchsteinach nach den ja nur Bruchstücken der Kunde der Vergangenheit, die auf uns gekommen sind, erstmals erwähnt. Es war eine Zeit großer Verunsicherung nach dem Ende der Karolinger, der großen Herrschaftsdynastie Karls des Großen. lm nahen Forchheim war im Jahr zuvor ein neuer ostfränkischer König Konrad gewählt worden, der sich in den politischen Wirren jener Zeit, als die Ungarn auf Beutezügen auch unsere Gegend bedrohten und manchmal verheerten, nicht durchsetzen konnte. Von ihm stammt die Urkunde, in der Ort, der damals noch anders hieß, erstmals erwähnt wird. Hier in Münchsteinach wurde in unruhigen und bedrohlichen Zeiten dann ein Kloster gegründet, das wie alle Klöster im fränkischen Reich nach der Regel eines gewissen Benedikt lebte. Diese Klosterregel hatte Bonifatius etwa zwei Jahrhunderte vorher aus seiner britischen Heimat mitgebracht.

Wer aber war jener Benedikt, der Verfasser einer Klosterregel, nach der inzwischen alle

Mönche und Nonnen hier lebten und deshalb bis auf den heutigen Tag »Benediktiner« heißen? Wir wissen fast nichts von ihm. Das Wenige, was wir wissen oder vielleicht sogar nur zu wissen meinen, verdanken wir Papst Gregor d. Großen, der kurz vor 600, an der Wende von der Spätantike zum Mittelalter, also nur wenige Jahre bevor Mohammed und der von ihm gegründete und organisierte lslam weite Teile der bisherigen Christenheit erobern und nachhaltig bis heute verändern sollte, eine Sammlung von Lebensbeschreibungen von als besonders heilig geltenden Asketen und Wundertätern in ltalien zusammenstellte (sie sind in der Form eines Gesprächs gestaltet und heißen deshalb »Dialoge«). ln dieser Sammlung nun hat er das ganze zweite Buch jenem Benedikt gewidmet, der offenbar seinem ldeal einer christlichen Lebensführung ganz und gar entsprach, der für ihn das Vorbild einer exemplarischen christlichen Existenz war, von dem aber kein anderer Zeitgenosse irgendetwas berichtet. Gregor ging es in seiner Darstellung nun nicht darum, das Leben seines Vorbildes halbwegs chronologisch geordnet zu beschreiben, sondern ihm ging es in allererster Linie um die von jenem Benedikt in ltalien erzählten Wunder, wie man überhaupt damals an den Wundertaten einen Heiligen in seiner besonderen Nähe zu Gott meinte erkennen zu können. Benedikt ist für Gregor ein ganz besonderer Heiliger, der die Nachfolge Christi vorbildhaft vorgelebt hatte. Etwa fünfzig Jahre nach dem Tod Benedikts beruft Gregor sich bei den von ihm berichteten Wundertaten Benedikts auf Gewährsleute aus dessen Umfeld. Da er aber keine eigentliche Biographie Benedikts bietet, muß man sich aus dem gleichsam nebenher Erzählten, aus genannten Personen, die auch sonst bekannt sind, aus Anspielungen an politische und andere Ereignisse die Lebensgeschichte Benedikts mehr oder weniger konstruieren. So wissen wir sicher weder ein Geburts-noch ein Todesjahr. Benedikt muß um 480 in Nursia (heute Norica) in Umbrien in einer Familie der Oberschicht geboren sein, etwa 550 ist er in seinem Kloster Monte Cassino verstorben.

Das weströmische Kaisertum hatte damals schon zu bestehen aufgehört; in Italien regierten germanische Könige. Zur Zeit seiner Geburt Odoaker, dann für mehr als 30 Jahre der Ostgote Theoderich. Nach Theoderichs Tod 526 begann seit Mitte der dreißiger Jahre der sich über mehr als zwei Jahrzehnte hinziehende schreckliche Krieg zwischen den Goten und Byzanz, der ltalien in bisher nicht für möglich gehaltener Weise zerstören sollte. ln die Zeit dieses Krieges fällt der wichtigste Teil der Tätigkeit Benedikts. Um 500 hatte der junge Mann aus Umbrien, wie damals für Mitglieder der Oberschicht üblich, in Rom das Studium der freien Künste aufgenommen, das auf ein öffentliches Amt vorbereiten sollte. Nach Gregor brach er es enträuscht von der sündhaftigkeit der Stadt Rom ab, um sich als Asket aus der Welt und auch aus der damals nicht gerade sehr attraktiven völlig zerstrittenen Kirche zurückziehen. Auch dieser Rückzug aus der Welt in die Einsamkeit eines asketischen Lebens unterscheidet ihn noch nicht von vielen christlichen jungen Männern und Frauen seiner Zeit gerade aus der Oberschicht. Angesichts der Zustände in Rom in jenen Jahren, als Benedikt dorthin zum Studium kam, wird man seinen Schock vielleicht sogar verstehen können, auch wenn Papst Gregor davon schweigt. Als der junge Benedikt um 500 nach Rom kam, gab es dort zwei Päpste, deren Anhänger sich blutige Straßenschlachten lieferten, so daß der gotische König Theoderich mehrmals massiv eingreifen mußte; für einen jungen Mann, der mit Ernst Christ sein will, keine sehr ansprechende Situation. ln den Augen der Welt und sicher auch seiner Familie war er aber zunächst ein Gescheiterter. Er schließt sich außerhalb Roms einer Gruppe von Asketen an. Auch das geht schief, und er zieht sich in die Nähe von Subiaco zurück, versteckt sich für drei Jahre regelrecht in einer Höhle. ln der Umgebung breitet sich sein Ruf als eines wundertätigen Heiligen aus, so daß eine Klostergemeinschaft in der Nähe ihn zu ihrem Abt macht. Auch hier wieder das Scheitern. Sogar einen Mordanschlag verüben die Mönche auf ihn, so daß er fliehen muß. Zurück in der Nähe von Subiaco beginnt er mit einigen Schülern kleine Klostergemeinschaften zu gründen und zu organisieren. Auch das sollte wieder scheitern. Es kommt zu heftigen Konflikten mit dem Ortsklerus. Wieder muß er weiterziehen. Als etwa Fünfzigjähriger gründet er um 530 auf dem Monte Cassino nun ein ganz neues Kloster an einer Stelle, wo noch zu seiner Zeit ein heidnischer Tempel gestanden hatte. Hier konnte Benedikt nun seine organisatorischen Fähigkeiten mit der Niederschrift seiner Regel entfalten. ln diese Regel ist gleichsam die gesamte bisherige Mönchserfahrung auch aus anderen Regeln eingeflossen. Vieles übernimmt er übrigens wörtlich heute würde man wohl von einem Plagiat sprechen. Zu seinen Lebzeiten ist es eine Mönchsregel in ltalien unter vielen, die nicht besonders auffällt. ln der Zeit des nun beginnenden langen Krieges wird sein Kloster zum Zufluchtsort für viele: Mitglieder der Oberschicht, Arme, aber auch gotische und andere Barbaren. Hier kann und muß Benedikt auch eine reiche pastorale Tätigkeit entfalten. Noch während der Krieg zwischen Goten und Byzanz das Land immer weiter verwüstete ist Benedikt, der sein Kloster nach dessen Gründung angeblich niemals mehr verlassen hatte, um 550 gestorben.

Nur wenige Jahre nach seinem Tod ist seine Schöpfung, das Kloster Monte Cassino, von den nun in ltalien einfallenden Langobarden total zerstört worden. Mehr wissen wir von ihm nicht. Schon gar nichts über ihn als Persönlichkeit. Ein Charakterbild läßt sich von ihm nicht zeichnen.

Sein Kloster blieb fast 200 Jahre eine Stätte der Verwüstung. Seine Regel aber sollte dann das damals christlich werdende westliche Europa, das sogenannte Abendland, verändern und für viele Jahrhunderte prägen.

Durch die von Papst Gregor d. Gr. berichteten Wundertaten ist Benedikt nach seinem Tod dann als Heiliger verehrt worden; Papst Paul Vl ernannte ihn 1964 sogar zum Patron, zum Schutzherr des Abendlandes.

Scheinbar die Geschichte einer Kette von deprimierender Niederlagen, eine Geschichte

des dauernden Scheiterns in dieser Welt und in diesem Leben.


Bevor wir dieses scheinbar so offensichtliche Scheitern weiter bedenken, wollen wir aus dem begonnenen Lied »lch glaube, daß die Heiligen im Geist Gemeinschaft haben« die Strophen 4 und 5 singen.








ll. Predigt

Benedikt von Nursia: »Gott ist in den Schwachen mächtig«



Liebe Gemeinde,

nach den Regeln dieser Welt ist das Wenige, was wir aus dem Leben Benedikt überhaupt wissen, und mehr gibt es wirklich nicht, die Geschichte eines Scheiterns, die Geschichte eines Scheiterns in einer Welt voller Haß, voller Unsicherheit, einer Welt, die kaum Möglichkeiten für das bot, was wir heute gemeinhin als ein gelungenes Leben bezeichnen. Ein Mönch, der wegen seiner angeblichen Wunder als Heiliger verehrt wurde, von dem wir fast nichts wissen als die für den Papst Gregor offenbar allein an diesem Benedikt wichtigen, manchmal etwas obskuren Wundergeschichten, wie sie an der Wende von der Antike zum Mittelalter über viele wunderliche Heilige erzählt wurden. Am bekanntesten sind da sicher die Wunder, die man vom heiligen Martin erzählte. Aber in unserem Bewußtsein leben ja nicht die ebenfalls manchmal ziemlich skurilen Wundertaten, die man von Martin erzählte, sondern mit Martin verbinden wir die Geschichte vom Bettler, mit dem er seinen Mantel teilte, und in dem ihm Christus erschienen war.

Aber hat nicht die Reformation jede Form von Heiligenkult ein für allemal abgetan. Die sogenannten Heiligen sind keine Mittler zwischen uns und Gott, keine Patrone, sondern das ist allein Christus. Was also sollen wir als evangelische Christen, die sich gern »lutherisch« nennen, mit jenem Mönch Benedikt anfangen? Martin Luther wie die anderen Reformatoren haben zwar die Heiligen als Vermittler zwischen Gott und den Menschen abgelehnt, damit natürlich ihre Verehrung und Anbetung; aber nicht die Heiligen an sich. Als Beispiele für ein christliches Leben sind sie wichtig und unaufgebbar. Die Heiligengeschichten und -legenden sind für Martin Luther Beispiele, »all darinnen man gar lieblich findet, wie sie Gottes wort von hertzen geglaubt und mit dem Munde bekannt, mit der tat gepreiset und mit yrem leben und sterben geehret und bestätigt haben« (über Gregors allein auf die Wunder ausgerichteten Berichte über Benedikt konnte sich Luther allerdings ziemlich kritisch äußern. Das war eben für ihn die falsche Sicht auf einen Heiligen). Die Confessio Augustana, die Bekenntnisschrift auch unserer bayerischen Landeskirche, die 1530 auf dem Reichstag von Augsburg vorgetragen wurde, übernimmt im 21. Kapitel diese Auffassung von der Vorbildfunktion der Heiligen: Sie sind für uns Beispiele des Glaubens, denen wir folgen sollen, aber anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen darf man nicht, da Christus der einzige Mittler ist. Für die Kirchen der Reformation gilt also: Heilige als Beispiele christlichen Lebens: ja; Heiligenkult und Anbetung, Heilige als Schutzpatrone: nein!

Aber hat die Reformation nicht auch das Mönchtum, überhaupt das ganze Klosterwesen

abgeschafft? Schließlich ist das Münchsteinacher Kloster schon in den Anfängen der Reformation 1528 nach ziemlich schlimmen Zerstörungen im Bauernkrieg aufgelöst worden wie so viele Klöster in nun evangelisch werdenden Gebieten. Hat es da für uns einen Sinn, sich ausgerechnet mit dem als Heiligen angesehenen Verfasser einer extrem genauen Klosterregel zu befassen, die jede Kleinigkeit des Alltags der Mönche regelt bis hin zur Vorschrift, daß die Mönche beim Schlaf kein Messer bei sich haben dürfen, weil sie sich sonst leicht verletzen könnten?

Ziemlich genau eintausend Jahre nach Benedikt war Martin Luther in einer Lebenskrise Mönch geworden. Das Leben als Mönch war ihm damals als die einzige Möglichkeit erschienen, einen gnädigen Gott zu finden. Knapp zwanzig Jahre später hatte er das als lrrtum erkannt. Nicht das Leben als Mönch, keine eigene Leistung bringt uns dem Heil näher, sondern wir leben allein aus der Gnade Gottes. ln seiner Schrift »Von den Mönchsgelübden« (der eigentliche lateinische Titel: »de votis monasticis«), die er seinem Vater widmete, der erfolglos versucht hatte, seinen Sohn Martin von den endgültigen Mönchsgelübden abzubringen, zeigt Luther diese Erkenntnis im einzelnen und rechnet auch ein wenig mit dem Klosterwesen seiner Zeit ab, das sich eben als der sichere Weg zu Gott und somit als einem bürgerlichen Leben überlegen ansah. Hier lohnt es, einen Blick auf die Regel Benedikts zu werfen, die natürlich im Prinzip auch zu Luthers Zeiten tausend Jahre später für alle Klöster der Benediktiner galt (inzwischen gab es ja auch andere Orden), von deren ursprünglichem Geist aber inzwischen manchmal nur noch wenig zu spüren war. Benedikt will mit seiner Regel nicht einen gleichsam für Mönche sicheren Weg zu Heil eröffnen, im Gegenteil. Es geht für ihn allein um die Suche nach Gott, um den Dienst für Christus, aber eben gerade auch an der Welt. Für Benedikt, der übrigens niemals Kleriker wurde, sind nun die Mönche ganz und gar nicht ein höherer Stand, das Mönchsleben ist für ihn kein gutes Werk, mit dem man gleichsam den Himmel sich sicher verdienen kann. Fast wie später Luther betont Benedikt im Proömium, der Einleitung, daß auch und vielleicht gerade die Mönche ganz und gar auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Gute Werke sind nicht der zu zahlende Preis, sondern die Folge der Gnade Gottes. Das klingt an einigen Stellen als ob es aus reformatorischem Denken kommen würde. Angesichts der sehr genauen Regelung des klösterlichen Alltages bis in alle Einzelheiten, wie es vielleicht für eine Gemeinschaft in jenen unruhigen Kriegszeiten, die unter den Menschen natürlich auch zu einer Verwilderung und Verrohung geführt hatten, unerläßlich war, muß man gerade die Einleitung in dieses Werk nach meiner Meinung sehr ernst nehmen. Und obwohl alles geregelt wird, erstaunt manchmal die große Freiheit dieser Regel, die nirgends gesetzlich ist. Es geht vor allem darum, in und mit Hilfe einer Gemeinschaft einen Weg zu finden, in der friedlosen Welt seiner Zeit als Christ und in der Nachfolge Christi zu leben. Es geht um die Möglichkeit, die Bergpredigt ernst zu nehmen. Christus ist - wieder fast im Sinn der Reformation - absolut das Zentrum dieser Regel. lm Unterschied zu vielen Klöstern oder klosterähnlichen Gemeinschaften sowohl früher als auch vor allem dann später kennt die Regel Benedikts keinerlei soziale Schranken. Oberschichtangehörige wie Arme werden gleich behandelt, auch Barbaren, also Germanen, denen sich die Römer auch in jener Zeit vor allem kulturell überlegen fühlten, finden hier Aufnahme. Das Kloster Benedikts ist nicht eine elitäte Gemeinschaft, die sich so das Heil sichern will, sondern will im Grunde die christliche Urgemeinde abbilden und sucht nach einer Möglichkeit, in der Nachfolge Christi zu leben.

Auch wenn die manchmal schon kleinlichen Alltagsregelungen und vor allem der absolute Gehorsam gegenüber dem Abt unseren Widerspruch herausfordern müssen - das ist sozusagen zeitbedingt - so erstaunt immer wieder die große Freiheit und die seelsorgerliche Grundstruktur. Gegen Vergehen, die in einer solchen Gemeinschaft natürlich passieren, soll der Abt nicht mit sturer Anwendung gesetzlicher Vorschriften, sondern seelsorgerlich vorgehen. lm Alltagsleben, hinsichtlich der Nahrung und Kleidung, vor allem aber hinsichtlich der für ein Kloster natürlich selbstverständlichen Entsagung, der Askese, gibt es für Benedikt ebenfalls keine gesetzlichen Vorschriften, sondern jeder soll nach seinen Bedürfnissen und vor allem nach seinen Möglichkeiten Verzicht üben. Rücksicht auf die Schwachen ist für Benedikt oberstes Gebot. Besonders deutlich wird das an der Art, wie die Kranken und Greise behandelt werden sollen. Für sie können alle mönchischen Speisegebote außer Kraft gesetzt werden. Aber auch für die Gesunden empfielt die Regel räglich möglichst etwa einen viertel Liter Wein; u.U., wenn die Umstände es erfordern, kann es aber auch mehr sein. Um keinen geistlichen Hochmut aufkommen zu lassen, schreibt die Regel auch ein ausgewogenes Verhältnis von praktischer Arbeit und geistlichem Leben, vor allem dem Gebet, vor (allgemein als ora et labora - bete und arbeite bekannt).

Vom Alltag seines Klosters in Monte Cassino wissen wir kaum etwas. Wir wissen auch nicht, ob und wie dieses Kloster wirklich nach seiner Regel gelebt hat. Allerdings haben dort, so berichtet es unser Gewährsmann Gregor, viele Zuflucht gefunden. Und in den Zeiten des langen Krieges ist Benedikt auch zum Werkzeug von Gottes Frieden geworden, wie es in einem Franz von Assisi zugeschriebenen Gebet heißt. Jedenfalls berichtet Gregor, wie Benedikt sich mit dem Gotenkönig Totila traf und im Krieg zu vermitteln suchte. Noch während des Krieges ist Benedikt dann gestorben, dessen Leben und Wirken in vieler Hinsicht ein Scheitern war, wie man wohl sagen muß, der aber nur in einem einzlgen Werk, das noch dazu nur zum Teil von ihm selbst ist und nicht einmal 50 Seiten füllt, überlebt hat und wirkmächtig geworden ist. Sie hat dann seit den Zeiten Karls des Großen das abendländische Christentum geprägt, war allerdings immer wieder in der Gefahr, verwässert oder gar vergessen zu werden. Aus ihr sind dann immer wieder bis zur Reformation lmpulse zur Reform der Kirche als Ruf in die Nachfolge Christi ausgegangen.

Wir sind es gewohnt, auch aus der Vergangenheit unserer Kirche die Mächtigen, die Weisen, die Angesehenen, wie es im Predigttext für den heutigen Sonntag heißt, zu bewundern, zu ihnen aufzuschauen.

Der Predigttext des heutigen 1. Sonntags nach dem Epiphaniasfest, den wir vorhin gehört haben, in dem der Apostel Paulus von seinen Erfahrungen spricht, kann uns vielleicht helfen, einen Zugang zu diesem in diesem Leben doch oftmals gescheiterten Benedikt zu finden: »Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung: nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viel Angesehene sind berufen, sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zu Schanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, daß er zunichte mache, was etwas ist, damit sich Kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, damit (wie geschrieben steht), wer sich rühmt, der rühme sich des HERRN!«

Dieser Benedikt, nach den Regeln unserer Welt und eben auch oft unserer Kirche eher ein Gescheiterter und Versager, kann für uns so auch zum Beispiel des Wortes Jesu an Paulus dienen, das die Jahreslosung für dieses Jahr ist: »Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig«.

Amen


Und der Friede Cottes, der höher ist als alle

Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in

Christus Jesus

Amen